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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Hurricane Katrina" und Folgen


Iverson3
09.09.05, 02:09:26
Dies soll eine Möglichkeit, seine Meinung über die Katastrophe, welche u.A. über "The Big Easy" hereingebrochen ist, kundzutun.
Ich habe diesen Thread eröffnet, da ich, während die Katastrophe ihren Lauf nahm, in den USA war und somit viel mitgekriegt habe. Mich interessiert, wieviel und was ihr hier in Deutschland und "Umgebung" mitgekriegt habt.

Erschreckt hat mich am Meisten die katastrophale Organisation der Hilfs-/ Rettungsarbeiten. "Katrina" tötete viele, das Verhalten danach jedoch auch sehr viele. Und viele werden noch sterben, an Krankheiten, Entkräftung usw.
Die Flüchtlingslager sind in einem derart katastrophalen Zustand, dass vorhandene Hilfe oft nicht richtig genutzt werden kann. Die Bilder, die ich in der Zeitung sah und die Berichte, die ich las, erwarte ich eher aus einem "Dritt-Welt-Land" (Unwort!), nicht aus der einzigen verbliebenen Supermacht der Welt.

Die Hilfsbereitschaft der Amis war - wie in der jüngeren Geschichte - atemberaubend, doch sie konnte nicht ankommen. Ist das zu fassen? Während sich Politiker der "fortschreitenden Arbeiten" rühm(t)en und sich gegenseitig auf die Schulter klopf(t)en, leb(t)en und starben/sterben viele Menschen in den grausamsten und unwürdigsten Verhältnissen.
Ich las von kilometerlangen Staus außerhalb der Stadt; Helfer, die versuchten, in die Stadt zu gelangen. Helfer, die, hatten sie es dann mal in die Stadt geschafft, keine Ahnung hatten, wohin sie gehen sollten, da die Gesamtorganisation versagte. Ich las von Flugzeugen mit Hilfsgütern aus verschiedensten Ländern, die nicht landen konnten, da der Flugpatz besetzt war.

Wie konnte die Regierung nur so versagen? Wurde dieses grausame Massen-dahinsiechen von den Herren im "White House" in den Kauf genommen, da die (zumeist farbigen) Menschen der Unterschicht - wortwörtlich - in der Scheiße starben? Der Einsatz der Nationalgarde verzögerte sich um vier (!!!) Tage, da ein bestimmtes Schreiben fehlte. Ich frage mich: Wie kann Bürokratie schwerer wiegen als das Unglück so vieler Menschen? (Nur zum vergleich: In den Ländern, die von der Tsunami- Katastrophe betroffen waren, dauerte die Gesamtkoordination der Gardisten max. zwei Tage.)
Wie kann Bush eigentlich behaupten, in der Lage zu sein, in zwei Ländern Krieg zu führen, wenn sie es nicht schaffen, den Bewohnern von Louisiana, Alabama und Mississippi zu helfen?
Ist es überhaupt der richtige Weg, die komplette Stadt zu evakuieren? Wären kleinere Ballungszentren von Anwohnern, die in der Nähe wohnten, an Orten, an denen es trocken geblieben ist (wie z.B. die oberen Stockwerke einer Mall) nicht einfacher zu versorgen gewesen? Das gleiche gilt für Krankenhäuser/ Altenheime etc.

Wie konnte dies eigentlich nur passsieren? War die Katastrophe "hausgemacht", also eine Rache der Natur? Im Juni gab es noch eine Katastrophenschutz-Übung in ganz N.O. Warum klappte nichts?

Beeindruckend fand ich dagegen eine Sache: Die grossen amerikanischen Sender gehören Unternehmen, die bei jeder Wahl Millionen von Dollars in die Wahlkampf-Kasse der jeweiligen Parteinen streuen. Die Leute, die da arbeiten, verkehren im gleichen Metier wie die Politiker, sie leben in den gleichen Wohnungen, feiern die gleichen Parties und so weiter. Insofern war die Berichterstattung immer sehr mäßig kritisch. Bush sorgte seit seinem Amtsantritt dafür, dass es auch so blieb.
Dies hat sich in dieser Woche geändert: Im US-TV bewunderte ich Reporter, denen der Kragen platzte und die sich nicht scheuten, Politiker anzuschreien. Die Zeitungen sind voll von deutlicher - extrem deutlicher - Kritik am "Mr President".


Toll finde ich das Verhalten von zum Beispiel kanYe West. Er macht nicht nur die beste Musik, sondern ist auch mutig. Die Äußerungen, die er machte, sorg(t)en für einen riesigen Eklat. Ich bin schwer beeindruckt, solche Äußerungen können der Karriere extrem schaden, doch das hat ihn nicht mundtot machen lasssen. :that:

kanYe sollte bei einer live ausgestrahlten (zumindest Ostküste) Benefizveranstaltung zusammen mit Mike "Austin Powers" Myers sein Beileid kundtun, um die Menschen zu Spenden auf zu fordern und zu animieren. Brav sollten sie ihren Text von einem Teleprompter ablesen, was Myers auch befolgte (selbst nach Ye's Eklat :gaga: ).
In den USA werden die Auswirkungen dieses Statements als sehr hoch eingeschätzt, es war sogar die Rede vom "Hurricane Kanye".
Doch Ye wehrte sich, erhrlich schilderte er seine Frustration:

KANYE WEST:
I hate the way they betray us in the media. If it's a black family, it says we're looting. If it's a white family, it says they're looking for food. And you know that it's been five days because most of the people are black. And even for me to complain, I would be a hypocrite because I would turn away from the TV because it's too hard to watch. We already realize that a lot of people that could help are at war right now, fighting another way, and they have given them permission to go down and shoot us.

MIKE MEYERS:
Subtle, but in many ways, profoundly devastating is the lasting damage to the survivor's will to rebuild and remain in the area. The destruction of the spirit in Louisiana and Mississippi may be the more tragic loss of all.

KANYE WEST:
George Bush didn't care about black people.

Source: http://www.democracynow.org/article.pl?sid=05/09/05/1453244

Und hier ist noch ein Link zu einem Teil von Kanyes Statement: http://media.putfile.com/Kanye79


Gute Nacht, Ivy

Perry Dhalgren
09.09.05, 07:08:44
Tja, ist schon nicht schön, was da abgelaufen ist. Wir haben zwar auch vieles mitbekommen hier in Europa (besonders bei den Benzinpreisen), aber ehrlich gesagt kann ich mir das gesamte Ausßmaß einfach nicht so vorstellen.

Ich kann nur hoffen, das Bush mal wirklich eins auf den Sack bekommt. Dieser (meiner Meinung nach) nicht so fähige Ölmillionär hat vieles verkehrt gemacht und die Welt ist jetzt ein wenig unsicherer. Aber warum er in seinem eigenen Land so schlecht reagiert hat, das kann ich auch nicht so ganz verstehen. Kriege kann er führen, Katastrophen allerdings steht er ziemlich unschlüssig gegenüber.

Ob das allerdings wirklich mit der zum Großteil schwarzen Bevölkerung dort zu tun hat? Bush kommt aus Texas, wenn ich richtig informiert bin...

Perry

blue
09.09.05, 12:57:23
Hallo,

mal um eins klar zu stelle:
Ich gucke kein Fernsehen. Siehe keine Nachrichten und schaue auch nur seltenst in die Zeitung (jaja .. Bildungslücke =) ). Von dem Sturm dort drüben habe ich rund 2 Tage später etwas erfahren.
Meine Freundin ist momentan für 10 Monate in den USA ( :'-( ) auf jedenfall hab ich mit ihr letztens telefoniert und gefragt was sie davon so mitbekommt. Sie ist dort in einer Gastfamile und lebt im Staat Washington in der Stadt Olymia. Sie sagte das wohl den ganzen Tag über, über die Katastrophe im TV berichtet wird. Ständig kommt Werbung für Spendenaktionen oder ähnliche Aktionen.

Wenn ich so höre, was die Amis alles so leisten für das "untergegangene" New Orleans finde ich das amerikanische Volk beachtlich! Die Menschen lassen sich sogar von der Arbeit beurlauben, um den Menschen in der Not zu helfen. Auch bei uns in den Nachrichten sieht man ja wie sich die Amis engagieren (schreibt man das so?)

Was aber wohl eher in die Hose gegangen ist, ist wie sich einige Leute dort verhalten. Plündernt rennen/rannten die durch die Straßen und lebten wie in einer Anarchie.
Ich bin aber fest davon überzeugt das sich Deutsche genauso verhalten würden. Dafür haben wir alle einen zu hohen Lebensstandart. Wenn man mal vergleiche, dass Leute in dritte welt Ländern stets so leben wie es jetzt den armen Menschen aus New Orleans geht.

Alf
09.09.05, 13:01:52
Zum Plündern ist folgendes zu sagen: Wenn stehlen die einzige Möglichkeit ist an Essen zu kommen, dann würde das denk ich jeder von uns tun. Gut nicht jeder stielt nur Essen und Trinken, aber was will der Rest denn mit Fernsehern und wasweißich in einem Katastrophen Gebiet.

HG
09.09.05, 13:45:24
http://img.photobucket.com/albums/v614/gwenpatricia/SkyNewsBush.jpg
Passt irgendwie :D

Iverson3
09.09.05, 14:53:35
Lol! :) Das passt wirklich hervorragend!

Iverson3
09.09.05, 21:58:04
Kritik an den USA kam aus Schweden. Die andauernde Passivität von US-Stellen gegenüber konkreten Hilfsangeboten aus anderen Ländern sei "äußerst ungewöhnlich", meinte das staatliche schwedische Rettungswerk. Wie der Sprecher Per Ström am Freitag in Karlstad mitteilte, stehe seit sechs Tagen ein komplett beladenes "Herkules"- Transportflugzeug mit Wasserreinigungsanlagen sowie GSM-Mobilfunkstationen für 50 000 Menschen ungenutzt auf einem schwedischen Militärflughafen.

Da kommt man echt ins Grübeln, nicht wahr?

ze
10.09.05, 11:10:53
Wir haben primär duch die Auswirkungen auf den Ölpreis davon erfahren (und von dem her als erste, weil das steigen des Ölpreises schon Tage vorher darauf hingedeutet hat, dass das heftiger wird als erwartet).

Der Markt weiss eben immer alles, und das auch noch als erster. :D

gruss, ze :raucher:

Angel-of-dawn
10.09.05, 13:11:52
Ich meine das in Amerika is nichts gegen die Flutkatasrophen, die wir hatten, aber deutschland hat es dennoch geschafft, rettungskräfte zu organisieren und alles an ort und stelle zu organisieren.. im gegensatz zu bush..

was mich auch aufregt ist das mit den ölpreisen. zumal das rein gar nichts mit amerika zu tun hat. ich habe letztens eine reportage darüber gesehn. keine ahnung mehr wo. die ölressourcen, die die Tankstellen jetzt noch haben, sind schon Jahre alt und halten auch noch Jahre. desweiteren beziehen deutsche tankstellen das öl nicht aus amerika, sondern noch aus der nordsee etc. und die ressourcen sollen auch noch jahre halten.

ich find das mies das die menschen aus andrer unglück profit ziehen wollen.. echt