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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Film] Lord of War


HG
26.02.06, 02:36:46
Zurzeit läuft Lord of War in den Kinos. Die Kritiken, die ich dazu gelesen habe, sind sehr gemischt.

Nicolas Cage in der Hauptrolle steht wohl wenig zur Debatte. Man mag ihn, oder man mag ihn nicht.

Die einen schimpfen ihn als sinnloses Actionspektakel mit den üblichen Gut/Böse Labels, die anderen bewundern die feinfühlige Wandlung vom Bösen zum Guten.

Wie man es dreht, ein kontroverser Film. Sicher kein Meisterstück und er wird sich wohl in die Riege der üblichen Hollywood Schinken einreihen, aber sehenswert dürfte er sein.

Ich war noch nicht drin, kann deswegen noch kein persönliches Statement dazu abgeben, aber ich will diese Woche noch rein. Ivy hat ihn schon gesehen, wäre nett, wenn du noch was dazu schrieben würdest.

Bitte nicht spoilern sondern [.spoiler] tags verwenden, Danke :)


imdb (http://www.imdb.com/title/tt0399295/)
zelluloid (http://www.zelluloid.de/filme/index.php3?id=4815)
Spiegel Charts (http://www.spiegel.de/kultur/charts/0,1518,385595,00.html) Platz 2 vor Saw2 (na hoffentlich) und hinter Die wilden Hühner :think:

http://img45.imageshack.us/img45/5622/lordofwar3ii.jpg


Edit Flex: Dieses Bild ging etwas zu weit.
Sollte das Filmplakat sein, war aber die Referrersperre :hmpf:

Flex
26.02.06, 02:50:57
Könntest du bitte dieses unsägliche Bild entfernen? Immerhin gibt's Minderjährige auf dem Board.

DyCE
26.02.06, 03:25:10
die anderen bewundern die feinfühlige Wandlung vom Bösen zum Guten.

Sowas gibts in dem Film nicht! Habe den Film letztens gesehen und finde ihn recht gut. Am besten ist das, was Yuri zu dem FBI(?) Mann in der letrzten Szene sagt. Darüber sollte man sich mal Gedanken machen...:think: Denke Syriana ist so ähnlich (von der Aussage des Films her), vielleicht noch ein bisschen krasser/direkter.

HG
26.02.06, 03:45:16
Den Vergleich zu Syriana finde ich interessant. Hab den zwar auch noch nicht gesehen (:rolleyes:) aber als ich das letzte mal im Kino war, liefen beide Trailer hintereinander und sie haben mich seltsam ähnlich angesprochen :think:

Zwergi
26.02.06, 10:44:53
Den Film kann man sich ruhig anschauen.

Iverson3
26.02.06, 12:29:36
Ich war gestern Abend in dem Film und muss ehrlich sagen, dass mich der Film sehr bewegt und nachdenklich gestimmt hat.

Stichpunkt Unterhaltung (=Film ;) ):
Wie Hg schon sagte, entweder mag man N.Cage, oder man mag ihn nicht. Ich mag ihn und denke, dass er eine wirklich passende Besetzung für diesen Streifen ist. Wunderbar ist die satirische Seite des Films. Mehrfach lachte das gesamte Publikum. ;) Storymäßig ist der Film nichts Herausragendes. Dass der Aufstieg von Cage irgendwann von einem Fall gefolgt ist, ist von Anfang an klar. Das Ende jedoch überrascht.

Cool gemacht ist der Vorspann ("Das Leben einer Kugel" ;) ), auch wenn man doch deutlich sieht, dass es sich um CGI handelt. Hier werden schon die Weichen für die Bitterkeit, den Sarkasmus des Filmes gelegt. Man sieht die Produktion einer Kugel, bis zu ihrem tödlichen, grausamen Einsatz.



Toll besetzt ist auch die Rolle des Bruders von Yuri, der bereits ganz am Anfang des Films zerbricht und sich in Drogen flüchtet. Er scheint (so seltsam das auch klingen mag) der Einzige mit einem ausgeprägten Gewissen zu sein, indem er vor der Realität flüchtet. Satirisch, ironisch, gut?!

Genial wie immer ist Ethan Hawke, der als Agent der Bundespolizei Yuri auf den Fersen ist. Seine Pflicht, sich an Regeln und Gesetze zu halten, macht ihn eigentlich macht- und hilflos und könnte man als Kritik verstehen.

Negaitv zu bewerten ist die Auflösung des Filmes. Das Ende passt in seinem Zynismus gut in die Geschichte hinein, aber scheint doch zu einfach.
Generell wird das Potenzial (ihhh, neue Rechtschreibung!) von Nebenfiguren wie seiner Frau, seinem Kind und seinem Bruder vrschwendet. Einen inneren Konflikt Yuris hätte man mit Hilfe seiner Geliebten ausbauen können.

Soweit zur Unterhaltung...

Es fällt mir nicht ganz leicht, mich da richtig auszudrücken, aber "Lord of the War" ist die Art Film, die einen aus dem Kino gehen lässt, mit dem Wunsch, irgendetwas in der Welt zu ändern. Uns verwöhnten Menschen sind die grausamen Realitäten z.B. in (West-) Afrika oftmals gar nicht bewusst und ich denke, dass dieser Film beinahe das Prädikat "Meisterwerk" durchaus verdient, da er eben anders an das Thema herangeht, als man denkt.

Der Film folgt dem Aufstieg und Fall von einem Waffenhändler und komischerweise sympathisiert man ein wenig mit Yuri. Der Film hebt nicht direkt den moralischen Zeigefinger, da er eben Yuri folgt, aber ich denke, dass man tot sein müsste, um nicht nachdenklich gestimmt und tief bewegt aus dem Kino zu gehen (s. Zynismus und Bitterkeit ;) ).


Alles in allem ist das ein Film, den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Er findet seine Stärken in der Bitterkeit: "Eine AK-47 tut immer ihren Dienst und ist so leicht zu bedienen, dass selnst Kinder das können - und sie tun es".


Ich freue mich bereits sehr auf "Syriana".

Ivy


PS: Passt das, HG, oder willst du noch was wissen?!

HG
26.02.06, 12:36:04
Sehr geiler Reviw, Ivy :that:

Ich guck ihn mir asap an und dann geb ich mal meinen Senf dazu ;)

Iverson3
26.02.06, 12:38:07
Wtf ist ein "Reviw"? Kleiner Spaß, herzlichen Dank, es war mir eine Freude! ;)

Ich freue mich schon auf deine Meinung! :)

blue
26.02.06, 12:40:47
lord of war ist mal wirklich super geworden! kann ihm jedem nur weiter empfehlen ^^

mizuno
26.02.06, 13:56:32
Hab den Film auch gesehen und war auch positiv davon beeindruckt. Syriana habe ich vor etwa 3 bis 4 Monaten in den USA gesehen. Das Problem bei diesem Film war nur, dass ich vorher schon nicht wusste worum es geht und die da so viel mit Slang und speziellem Vokabular umsich geschmissen haben, dass ich leider nicht wirklich viel verstanden habe. Hatte noch einige andere Filme in den USA geguckt und da gings überall problemlos, aber bei Syriana gings garnicht. Die ganzen kurzen, abgehackten Dialoge waren zu spezifisch. Wenn man sich mit dieser Materie sowieso noch nicht so auseinander gesetzt hat ist das ganze in Englisch nen zacken zu viel. Fand den Film daher nur extrem verwirrend...


Aber Lord of War ist echt gut, N.Cage passt da rein wie die Faust aufs Auge. Das Cover find ich super! Passt auch richtig gut!


that's all.

HG
05.03.06, 23:34:17
Sodele, ich hab ihn jetzt auch gesehen und muss mal meinen Senf dazu abgeben.

[Attention, this review could contain spoiler!!!]

Vorweg: Wir waren zu dritt drinnen, erstaunlicherweise hat er dem Mädel nicht gefallen, den Jungs schon :D

Aber zu den Fakten:

Ich bin ohne allzugroße Erwartungen reingegangen. Nicolas Cage verspricht ja immer eine klassische Actionsache zu werden. Also habe ich schon befürchtet, es würde zu viel Bummbumm Effekte geben und die Handlung dahinter abstinken. Dieser Eindruck wird auch vom Trailer unterstützt. Dem war gar nicht so, weswegen ich positiv überrascht wurde. Das Mädel hat im Vorfeld die überaus positive Kritik in der Süddeutschen Zeitung gelesen gehabt und ihre Erwartungen wurden leider gar nicht erfüllt. Sie empfand alles viel flacher, als sie es aufgrund der Kritik erwartet hätte.

Also, erstes Fazit. Wie man in den Film reingeht, so kommt man nicht raus. Spricht das jetzt für den Film?

Zu den Schauspielern:
Als erstes mag ich Nicolas Cage nicht sonderlich. Er hat immer dieses gleiche Gesicht, diesen seltsam verzweifelt, verbissenen Ausdruck. Wenn er lächelt könnte man immer meinen, er heult gleich los. Ganz extrem fand ich das in Face off, aber auch hier kam es zu oft vor, zum Beispiel in der "gebrauchte Waffe" Szene. Den Blick hat er schon in der Eröffnungsszene, bevor der Lebensweg der Patrone kommt.
Jared Leto fand ich da wesentlich besser. Der ganze Plot mit ihm ist ganz witzig, allein die "Ukraine Koks" Szene ist schon sehr geil. Aber so richtig entwickelt sich der Charakter auch nicht und dann wird es schnell eintönig. Den Bruch am Ende kann ich nicht nachvollziehen. Ist er wirklich raus, wollte er wirklich ein neues Leben anfangen? Zu eindimensional für meinen Geschmack, da war er in Fight Club besser ;)
Die Frau, Bridget Moynahan... Sie sieht gut aus, wie es sich für einen Miss Little Odessa und Top Model gehört. Aber dann? Die zweifelnde Ehefrau? Der moralische Gegenpart zu ihrem bösen Mann? Irgendein Gewissen? Fehlanzeige. Sie hat einen eigenen Plot, den, der daheim wohnenden, dummen, hübschen Frau, die nix wissen will und wenn sie es erfährt, einen auf empört macht. Nicolas hat recht: "Sei nicht so theatralisch".
Ethan Hawk finde ich noch mit am überzeugendsten. Er ist der Gute und man glaubt es ihm. Zwar nicht immer, aber man merkt hin und wieder, wie er mit sich zu kämpfen hat, um das Gesetz hochzuhalten. Er verkörpert den Polizisten, der das Gesetz nicht brechen würde um der Gerechtigkeit willen, weil er sich dann auf eine Stufe mit dem Gesetzesbrecher stellen würde. Diesen Konflikt hätte man vielleicht noch besser ausarbeiten können.
Mr. Eamonn Walker aka Diktator hat mir auch gefallen. Man nimmt ihm den Menschenverachtenden, sadistischen Diktator ab. Nur ist der manchmal zu sehr überzeichnet, dass es fast schon satirisch wirkt.

Die Story des Filmes ist eigentlich ein guter Ausgangspunkt. Kleiner Einwandererjunge will groß raus und wird kriminell. Dieses Thema ist altbekannt und hat auch schon in anderen Filmen wunderbar funktioniert. Casino und Es war einmal Amerika, um nur 2 zu nennen. Leider erreicht Nicolas Cage dabei niemals den Charme eines Robert De Niro, um es nett zu formulieren. Und leider schafft es der Film auch nicht, das ganze cool und überzeugend darzustellen, wie in den beiden anderen. Warhscheinlich liegt das daran, dass man von Anfang an versucht, das unmoralische an seiner Arbeit zu betonen und dabei gleichzeitig die Charaktere symphatisch zu lassen. Das kann so nicht aufgehen.
Dann kommt der zu erwartende Fall, der aber nicht besonders tief und dann dieses sinnlose Ende. Mag zwar realistisch sein, aber was will man damit bezwecken? Für die moralisch Keule ist es zu spät und der innere Konflikt Yuris... naja, Cage-Verzweiflungs-Visage halt.
Zynismus, wie Ivy schreibt, kann ich in dem Film wenig finden. Es gibt Menschenverachtende Szenen, aber es sind immer die Bösen, die das tun. Man denkt sich "das ist halt so da in Afrika". Tatsächlich beokmmt man das Gefühl, dass der Waffenhandel gar nichts schlimmes ist, das Problem ist nur, dass die Bösen die Waffen bekommen. Und von wem sie sie bekommen, liest man im Abspann: Die 5 größten Waffenlieferanten sind die 5 ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat der UN. Hallo? Wurde im Film nicht gesagt, dass die größte Massenvernichtungswaffe die AK47 ist? Die liefert höchstens Rußland, und dass Israel seine U-Boote aus US Fertigung nicht so einsetzt, wie eine afrikanische Rebellenarmee ihre AKs ist ja wohl offensichtlich. Was also ist die Message?
Natürlich, der Bruder, das Gewissen? Auch fehlanzeige. Er ist einfach nur ein Mitläufer, der sich aus falsch verstandenem Verpflichtungsgefühl seinem Bruder gegenüber immer mitziehen lässt. Wobei man sich fragt, warum Yuri auf die Idee kommt, ihn auf seinen letzten Deal mitzunehmen. Einen Drogensüchtigen, labilen Weiberhelden mit Tendendzen zu Depression zu einem Waffendeal in Afrika mitschleppen, damit er ihm den Rücken freihält? Naja. Es ist zu offensichtlich, dass er nur mit musste, um dem Regisseur eine Möglichkeit zu geben, ein dramatisches, kitschiges und theatralisches Ende einzuführen. Zu schwach für meinen Geschmack.
Btw: Hat er den letzten Deal nun gemacht oder nicht?

Soundtrack: Der gefällt mir ausnahmslos gut. Allein schon der Anfangssong: Buffalo Springfield - For What It´s Worth ist klasse und passt perfekt zu dem animierten Lebensweg der 7,62x39mm Patrone ;) :that:

Fazit:
Ein guter Film mit altbekannten Elementen nett umgesetzt in einer abwechslungsreichen Story. Er hat ein paar Schwächen, aber er ist wenigstens kein sinnloser Hollywood Blockbuster, der nur aus Effekten und teuren Marvel Comiclizenzen besteht.

7,5/10

Im übrigen: "Die Bösen gewinnen immer" :D