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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Offener Brief von ZUXXEZ zu dem Verbot von "Killerspielen"


Pestilence
11.03.06, 13:47:48
Da einigen von euch die Firma ZUXXEZ Entertainment AG noch ein Begriff sein sürfte, könnte euch der folgende offene Brief interessieren.
ZUXXEZ istweniger durch gute Spiele, mehr durch Massenabmahnungen von Tauschenbörsen Benutzern bekannt geworden.
Aber hier ist der offene Brief:

OFFENER BRIEF AN DIE INNENMINSTERKONFERENZ
Statement der ZUXXEZ Entertainment AG zum Thema „Verbot von Killerspielen“

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie wir der Presse entnehmen konnten, gibt es offensichtlich Bestrebungen, so genannte „Killerspiele“
durch überhastet erlassene, gesetzliche Regelungen zu verbieten.

Da sich die Verbandslandschaft in der Spieleindustrie zurzeit im Umbruch befindet, ist leider kein
koordiniertes Vorgehen von Seiten der Publisher und Entwickler möglich. Gleichwohl besteht in
unserer Branche großes Unverständnis gegenüber den Aussagen verschiedener Politiker zu diesem
Thema. Aus diesem Grund sehen wir uns als unabhängiges Spieleentwicklungs- und
Vertriebsunternehmen veranlasst, zu dieser Problematik Stellung zu beziehen.

Die ZUXXEZ Entertainment AG hat nach den aktuellen Maßgaben der USK-Alterseinstufung
(Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) bislang noch nie ein Spiel veröffentlicht, das nicht
jugendgeeignet ist. Wir lehnen solche Spiele auch grundsätzlich ab. Computerspiele können, genau
wie jedes andere Medium, missbraucht werden.

Dennoch sehen wir die aktuelle Einstellung vieler Politiker und der Öffentlichkeit gegenüber der
Spielebranche mit größter Sorge. In zahlreichen Äußerungen und Pressemeldungen wird der Begriff
„Killerspiele“ salonfähig gemacht, undifferenziert verwendet und der USK eine mangelhafte Tätigkeit
unterstellt. Dabei fehlt bislang eine genaue Definition dieses Wortes, und auch die angeblichen
Unzulänglichkeiten der Selbstkontrolle sind nicht näher spezifiziert. Eine Diskussion auf dieser Basis
entbehrt jeglicher Sachlichkeit.

Die derzeitige Alterseinstufung und Prüfung durch die USK ist, entgegen der anscheinend verbreiteten
Auffassung in der Politik, weltweit führend. Im Vergleich zum europäischen Ausland und den
Vereinigten Staaten findet hierzulande eine tatsächliche und vollständige Prüfung von Spielinhalten
mit ausführlichen Berichten durch kompetente, mit der Materie vertrauten Personen statt.

Im Gegensatz dazu basiert beispielsweise das europäische PEGI-Rating (Pan European Game
Information) einzig und allein auf den Herstellerangaben, und das amerikanische ESRB-System
CEO: Alexandra Constandache
ZUXXEZ Entertainment AG

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(Entertainment Software Rating Board) beschränkt sich auf das Betrachten einer 30-minütigen
Videokassette mit Szenen aus dem Spiel, die ebenfalls vom Hersteller erstellt und eingereicht wird.

Die differenzierte Alterseinstufung der USK in Deutschland sorgt dafür, dass Inhalte wie Bilder von
verstümmelten Kriegs- und Bombenopfern, die in den Mittagsnachrichten an der Tagesordnung sind,
Kindern und Jugendlichen in Spielen nicht zugänglich gemacht werden. Die Tatsache, dass
entsprechend eingestufte Spiele mit Gewaltszenen dennoch in Kinderhände geraten, liegt nicht an
einer mangelhaften Arbeit der USK, sondern vielmehr an der ungenügenden Kontrolle durch die
Erziehungsberechtigten. Vielfach ist den Eltern überhaupt nicht bekannt, dass eine
Alterskennzeichnung überhaupt existiert oder was diese bedeutet.

Ein weiteres Problem der derzeitigen politischen Diskussion besteht darin, dass das undefinierte
Schlagwort „Killerspiele“ medial propagiert wird, ohne darüber nachzudenken. Dabei hat die
interaktive Unterhaltung ihre Wurzeln durchaus in Spieleklassikern: „Räuber und Gendarm“- oder
„Cowboy und Indianer“-Spiele enthalten die Grundideen eines Rollenspiels, und Schach ist der Urvater
aller Strategiespiele. Die Entwicklung von Computerspielen gleicht der Inszenierung eines
Theaterstücks oder dem Dreh eines Films und ist eine interaktive Visualisierung von z. B. Grimms
Märchen oder Tolkiens Büchern. Die durch Entertainment-Software nachweislich vermittelten
Lerneffekte verkennen Kritiker vollkommen.

Ein solcher Populismus im 21. Jahrhundert ist bestenfalls das Armutszeugnis politischer Hilflosigkeit.

Die Durchsetzung eines Verbots von Spielen mit kriegerischem oder kämpferischem Inhalt ist
illusorisch und kontraproduktiv. Es würde zum Abdriften in eine unkontrollierbare Kriminalität und
damit zu einer gesteigerten Straffälligkeit bei Kindern und Jugendlichen führen.
Anstatt der kontrollierten Abgabe über den Fachhandel würden Spiele unüberwacht über das Internet
oder, ähnlich wie Drogen, „unter der Hand“ auf den Schulhöfen gehandelt. Eine neuzeitliche
Prohibition in der momentan angedachten Art ist in unseren Augen zudem technisch und faktisch nicht
durchführbar.

Zur Lösung des Jugendschutzproblems bei Computerspielen unterbreiten wir folgende Vorschläge:

1. Eine stärkere Förderung der USK durch angemessene Budgets

2. Die Durchführung einer durchdachten Aufklärungskampagne zum Hintergrund, zur
Entstehung und zur Alterskennzeichnung von Entertainment-Software. Hierbei sollten
insbesondere die Erwachsenen, also die Erziehungsberechtigten, im Fokus stehen.

3. Eine stärkere Kontrolle der Spieleabgabe gemäß der Altersklassifizierung

Wir hoffen, mit diesen Ausführungen einen hilfreichen Denkansatz geliefert zu haben und sind gerne
bereit, bei weiteren Diskussionen konstruktiv mitzuwirken.

Karlsruhe, den 10.03.2006

ZUXXEZ Entertainment AG


Hiewr noch der Download des Briefes als PDF.
Offener Brief Download (http://www.spieleplanet.ch/user/pestilence/News/ZUXXEZ/Offenerbrief.pdf)


Auch wenn sich die Firma bei mir nicht gerade beliebt gemacht hat, muss ich dennoch anerkennen, das sie momentan die einzigen sind die sich zu dem Thema geäussert haben.
Geld haben sie ja genug um dagegen an zu gehen. ;)