hab heute mein Fahrsicherheitstraining mit nem T4 TDI Absolviert. Ich hab gedacht, dass Autofahren nicht mehr Spaß machen kann aber das war absolut geil. Die Karre mal bis zum äußersten Treiben was Bremsen angeht, nur zu empfehlen!!

Genau vor 8 Monaten bin ich in mein schriftliches Abi gestartet, bald darauf war ich komplett aus der Schule draußen.
Ein halbes Jahr ist seither vergangen und spät aber schließlich rechtzeitig konnte ich auch mit meinem Zivi anfangen.
Das halbe Jahr erscheint mir jetzt wie eine Ewigkeit und kaum kann ich mich noch an das Lernen und Labern alter Zeiten erinnern.

Nun vor 10 Tagen habe ich meinen Zivildienst auf einer orthopädischen Station einer Klinik begonnen. Und erneut - wie in alten Zeiten - lerne ich Dinge, die mir zuvor nicht direkt bekannt waren.
Zivi ist wie also wie Schule? - Natürlich nicht.
Die Pädagogen nennen es informelle Bildung. Ich erfahre es als ein Stück Menschlichkeit.

10 Tage sind vergangen und es ist einfach schon unglaublich viel passiert.


Viele sagen ja, Zivis machen eigentlich nur Scheißjobs oder sitzen nur rum.
Das liegt daran, dass die meisten Zivis eben dieses Klischees voll und ganz erfüllen wollen. Da meine Zukunftshoffnungen noch in der medizinischen Schiene liegen, bin ich aber festentschlossen, in diesen 9 Monaten möglichst viel zu lernen und zu erfahren.
Statt dem gemeinen Transportzivi hofiere ich den Patienten auf unserer Station als Pfleger.
Pfleger bedeutet: Viel arbeiten; gleiche Pflichten, wie die Schwestern; gleiche Regeln, wie Schwestern; weniger verdienen, als die Schwestern.



Die letzten Tage reibe ich mich an der Arbeit ziemlich auf. Ich steh viel zu früh auf und hab stundenlange Dauerbelastung.
Doch ich trage diese Pflicht mit einem Lächeln. Ein Lächeln, dass Kraft gibt;
Ich helfe Patienten, indem ich für sie da bin. Das Lächseln wandert von mein Gesicht in das ihre. Sie gewinnen an Kraft, sie drücken Dankbarkeit aus, ich gewinne an Kraft.

Lächeln ist etwas Wichtiges, in diesem Berufsfeld oft vergessen. Der Beruf trägt aber auch gewisse Verschleißerscheinungen. Schon über meine 9 Monate, habe ich Angst, das Lächeln könnte zu einer Fratze werden, ein krummes Dauerlächeln, dass über die innere Teilnahmslosigkeit und Ablehnung hinwegtäuschen soll.


Dank der Dualität der Beziehungen zwischen mir und meinem Umfeld, habe ich Tag für Tag noch Kraft, mich unterstützend zu Verfügung zu stellen.
Doch Kraft kann ausgehen, Kraft kann auf die Probe gestellt werden und gestern - hat sie nicht ausgereicht um meinen Kopf weiter aufrecht gegen den Wind zu stellen.

Ohne jetzt die ganze Geschichte erneut passieren lassen zu wollen, kann ich doch beschreiben, wie unglaublig hilflos und entsetzt ich mich gefühlt habe, als gestern ein Mann in den niedrigen 30ern fast in meinen Armen gestorben wäre.
Er hat es überlebt, aber er wieder nach 45minütigem Reanimieren und Defibrilieren wohl nicht ohne geistige Schäden aus dem Wachkoma erwachen.

Er hatte keinen Unfall; eine ganz gewöhnliche Routine OP sollte seine Kieferfehlstellung beheben. Doch nie diagnostizierbare Komplikationen verschlechterten seinen Zustand nach der OP weiter und weiter.
Wir, das Pflegepersonal haben leider eigentlich keine Zeit, uns durchgehend um einen Patienten zu kümmern. Für sowas gibt es eigentlich die Intensivstation.
Und doch, waren wir ununterbrochen dabei, das Leiden des Mannes zu lindern - vergeblich...

Am Ende war die Lage lebensbedrohlich, ich hielt in der Seitenlage und saugte ununterbrochen Blut aus seine Luftröhre, als er mir auf dem Handy schrieb, er wollte tracheotomiert werden. D.h. Luftröhrenschnitt und künstliche Beatmung.
Er litt Todesangst, wollte nicht ersticken.

Die Schwestern gaben den Notruf ab, ein gesamtes Ärzteteam aus Anästhesisten rückte sofort an, wir fuhren den Leidenden weg, die Türe schloss sich vor mir und 5 Minuten später, bei der Tracheotomie blieb sein Herz stehen...

Unser gesamtes Team war ziemlich mitgenommen. Auch die routinierten nannten das einen schlimmen Fall. Ich hab es gestern nicht verdrängen können, kaum geschlafen, aber heute haben wir darüber gesprochen und ich fühle mich besser.

Die Bilder und der Schmerz bleiben.

Is zwar schlimm, aber mit sowas muss man immer rechnen, wenn man in diesem Bereich arbeitet!

Die Zitate weiter oben sind ja mal der Hammer. Bei Aussagen, dass die Bundeswehr die schönste Zeit im Leben sei, muss ich mich fragen, was für ein armseeliges Leben derjenige führt.
Und wenn die heldenhaften Soldaten dann verletzt vom Kampf zurück kommen, sind sie froh um den Zivi der Ihnen den Katheter wechselt...

Zum Thema Weicheier, könnt Ihr Lolos Geschichte durchlesen.
Lass rocken Lolo, ist zwar heftig für die 10 Tage bis jetzt, aber wenn du in die Medizin willst dann musst du da durch. Viel Glück dabei!

Ich selbst war normaler Transport Zivi und hab Omas durch die Gegend geschoben. Bin aber auch im Rettungswagen mitgefahren und hab auch einiges gesehen, wie zum Beispiel Verkehrsunfälle. Hat mir gereicht, aber ich hab viel gelernt. Z.B. das Leben an sich zu schätzen.

Kann mit dir fühlen. Mach zwar meinen Zivildienst nicht im Krankenhaus, aber hab damals in der Schule ein Praktikum im Altersheim gemacht (machen müssen) und hatte auch Angst, dass sowas passieren könnte. Ist es zum Glück nicht.
Meine Schwester hat neulich ein Praktikum im Krankenhaus gemacht und dort gab es auf ihrer Station eine Totgeburt. Echt schrecklich sowas. Ich hoffe du hast die Kraft da durchzukommen, zumal es ja auch dein Wunsch ist dort später zu arbeiten.

Viel Glück.