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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gronau - Mein Heimatsort, da geh ich gern los


blue
18.09.10, 15:12:15
Also an sich hab ich das ganze heute morgen geschrieben, poste es aber jetzt erst, nachdem ich durch einen Anruf wach gemacht worden bin und mich immer noch Matsche fühle ;)
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Hallo Leute,
heute mal wieder ein etwas ausführlicheres von mir …
Zwar ist es relativ früh (6:45), aber ich komme geradewegs nach hause. Natürlich bin ich angetrunken, was mich nur noch mehr erzählen lässt ;)
An sich möchte ich mir hier gerade nur meine Gedanken von der Seele reden, damit ich mal beruhigt schlafen kann. Aus diesem Grund müsst ihr herhalten xD
Insgesamt geht es um meinen heutigen Abend und um dem Ort, in dem ich derzeit wohne. Gronau, eine relativ kleine Stadt, die mit vielleicht 18k-20k Einwohner mit einer – subjektiv gesehen – hohen Ausländerdichte und Gewalt klar kommen muss.
Zu Gronau gehört ein kleiner Ort namens Epe. Dabei handelt es sich um ein kleines Dorf in dem entsprechend viel gequatscht wird … was ich meine ist: Jeder kennt irgendwie jeden. Passiert etwas kurioses, weiß es gleich das ganze Dorf. Gronau ist dagegen etwas anonymer. Hat aber entsprechend seine – bereits genannten – Nachteile. Aufgewachsen bin ich an sich in Epe und kann positiv auf meine Kindheit zurückblicken! Mittlerweile aber … Ich habe gerade mein Studium abgeschlossen und bin vorübergehend zu meinen Eltern gezogen, die mich herzlich aufgenommen haben und mir Räumlichkeiten und Rück-/Unterhalt bieten um mit einem Abschnitt meines Lebens abzuschließen und folglich den nächsten Schritt anzugehen.
Kommen wir aber zu dem Grund, warum ich dies schreibe und worum es überhaupt geht …
Ich wurde heute von einem Freund angerufen und gefragt, ob wir nicht bei mir/meinen Eltern einen Vortrunk vornehmen können. Die Umstände haben dies erlaubt und im Endeffekt habe ich mich sogar dazu breitschlagen lassen, die Gronauer Stadt mit meinen Freunden unsicher zu machen …
Anfangs wollte ich lediglich den Vortrunk mitmachen, meine Freunde verabschieden und mich ins Battle.Net einklinken. Ich war zunächst also extrem skeptisch was der Besuch der Gronauer Stadt angeht, zumal ich stark abgetan bin von der Innenstadt aufgrund von Erfahrungen gemäß „Stress“ bzw. Gewalt. Insgesamt bin ich also mit in die Stadt und hatte Anfangs meine Schwierigkeiten den Spaß zu finden. Wir hatten dann nach ein paar Minuten den ersten Cocktail am Start und nach einigen dutzend Minuten sind wir dann weiter in die einzige noch angemessene Kneipe für uns weitergewandert. Dort habe ich dann dutzende alter Bekannte wiedergetroffen wie Klassenkameraden aus der Grundschule, wie auch alte Bekannte aus der Abiturzeit. An sich entwickelte sich der Abend zu einem schönen Erfolg, den ich insgesamt gern in Erinnerung halten würde …
Es wurde also spät bzw. früh. Gegen 3-4 Uhr wurde also das Licht innerhalb Kneipe angemacht, die Musik wurde muted und die letzten Gäste wurden indirekt aufgefordert zu gehen. Wir sind dann also mit unserem letzten Bier in der Hand ein Stück-Richtung-Heimat gewandert um an einer Bank in Ruhe auszutrinken.
Nun aber kam es genau zu der Situation, die ich von Anfang an erwartet hatte: Zwei Typen laufen an uns vorbei (wir waren zu dritt) und wir – keiner von uns war noch nüchtern, aber wir waren keineswegs beleidigend! - grüßten. Die beiden, ebenso angetrunken, verstanden das Ganze als Provokation und fingen an beleidigend zu werden. Nachdem einige Worte gesprochen wurden, gingen diese beiden weiter und an sich war alles in bester in Ordnung. Daraufhin schritten einige weitere Jugendliche an uns vorbei und schließlich kam es zur Eskalation:
Einer dieser Jugendlichen schmiss eine leere Flasche irgendwohin und die beiden bereits Erwähnten fassten das ganze so auf, als wären wir es gewesen, die etwas nach denen geworden hätten. Diese also, (wartend aus „Stress“) kamen zu uns zurück und fingen an richtig böse zu werden. Sie nahmen uns unsere verbliebenen Getränke ab (wir besaßen noch eine angebrochene Flasche Martini) und drohten uns. Ein Freund schnappte sich direkt sein Handy um einen Bluff auszusprechen: Er „machte einen Anruf“ und tat so, als würde er die Polizei anrufen. Die beiden wurden derartig aggressiv, dass ich mich gezwungen fühlte vergebens nach der verbliebenen Flasche Martini zu greifen. Nachdem also mein Freund mit gehobener Flasche aufgefordert wurde sich hinzusetzen und „die Fresse zu halten“, entschied ich mich den einzig richtigen Weg einzuschlagen: Die Diplomatie. Ich fing also an - in einem gut angetrunkenen Stadium -
zu reden und erfragte was das ganze solle. Ich habe klar gemacht, dass niemand von uns – von Anfang an – auf keinen Stress aus gewesen sei und
das die ganze Aktion einfach unnötig sei.
Schon öfters habe ich diesen sehr toleranten Weg (vergeblich!) eingeschlagen. Dieses Mal allerdings funktionierte das Ganze. Wir haben uns also unterhalten und die beiden haben sich sogar noch bei uns entschuldigt für ihren sehr aggressiven Auftritt.
Insgesamt haben wir also noch relativ Glück gehabt. Denn wären wir an die falschen geraten, hätte einer von uns – ohne großartigen Grund – mit einer Faust in seinem Gesicht rechnen müssen. Da wir selbst zu dritt waren, hätten wir zwar die Oberhand behalten, aber da muss man – auch zu dritt – erst einmal (ohne Erfahrungen) im richtigen Moment schalten können.
Insgesamt also hat sich meine sehr subjektive Meinung nur bestätigt und ich kann euch allen nur auf den Weg geben: Macht einen Bogen um Gronau!

Timbo
18.09.10, 15:25:40
Dann wohnst du ja ganz um die Ecke von uns :-D

Naja, solche Situationen sind nichts besonderes. Hier bei uns im Ort gibt es sowas eigentlich nicht, aber wenn ich mal auf Studienfahrt etc. unterwegs war, gab es durchaus ähnliche Situationen.
Ist aber zum Glück nie was passiert...

Kopfnicker
18.09.10, 15:38:15
Och, wenn man Nachts im Bermuda Dreieck in Meppen rumläuft muss man schon aufpassen. War gestern noch da. Irgendwie komisch da. Es passiert eigentlich nichts übles, aber überall stehen leute vor den Kneipen rum, schreien durch die Gegend (zunächst nur um sich zu verständigen) und es liegen überall Glassplitter von Flaschen die im Laufen des Abends durch die Gegend getreten werden, weil sie im Weg rumstehen. Es ist laut, alles knirscht und alles steht im Halbdunkel.

Irgendwie ist da jedesmal ne aggressive Stimmung wenn ich da langlaufe.

blue
18.09.10, 15:41:05
Dann wohnst du ja ganz um die Ecke von uns :-D
Naja, solche Situationen sind nichts besonderes. Hier bei uns im Ort gibt es sowas eigentlich nicht, aber wenn ich mal auf Studienfahrt etc. unterwegs war, gab es durchaus ähnliche Situationen.
Ist aber zum Glück nie was passiert...

Kein Plan wo du wohnst ^^
Aber ab November gehts endlich ins schöne Münster btw ;)

LyR
18.09.10, 20:28:52
Nabend,

so ich werd auch mal meinen Senf dazu geben.

blue - waren es Deutsche oder Ausländer?


Ich kenn blue's Erfahrung selber persönlich vor allem mit Ausländern (Ich möchte hier ausdrück festhalten, dass es genug auch Asideutsche gibt und ich selber genug Ausländer kenne, die sich perfekt verhalten.). Hab eine ähnliche Situation nur retten können, weil ich den Cousin von den "Schlägern" kannte und sie auf einmal beim Erwähnen des Namens ganz artig wurden.

Und muss ihm Recht geben. Bin auch ehr die Person, die da diplomatisch rangeht, und immer versucht die Sache zu beruhigen, weil ich keine Lust habe mich mit solchen minder-bemittelten Leuten auseinanderzusetzen.

Man kann nur hoffen, dass man aus solchen Situationen schnell und ohne Probleme rauskommt, oder zu hoffen, dass man sich nach dem ersten Schlag wenigstens noch unter Notwehr wehren kann, womit ich auf keinen Fall sowas gut reden will. Schlimm genug, dass es solche gibt.


Gruß

Manu16
18.09.10, 23:15:34
Die beiden wurden derartig aggressiv, dass ich mich gezwungen fühlte vergebens nach der verbliebenen Flasche Martini zu greifen.
Nachdem ich den Satz gelesen hab dacht ich schon du hast denen mit der Flasche einen übergezogen. :-D
Ja bei uns gibts auch so Leute die nur auf Stress auf sind. Bin zum Glück seit langem an keinen mehr rangekommen. Mein Kumpel wurd gestern aber auch von einem mal weggeschuckt weil der Chaot neben ihm meinte er sei der große Macker. Hab mich dann umgedreht und ihn so angeschaut von wegen "tu hier nicht so wie ein Kleinkind und beherrsch dich". :-D

Meist sind es Ausländer aber gibt auch deutsche die so sind. Besoffen natürlich umso schlimmer... Ich kann mich zum Glück benehmen.
Aber blue, dein Ort ist nicht der einzige.

Ich hab nichts allgemein gegen Ausländer aber bei manchen Leuten denk ich mir echt dass man sie einfach abschieben könnte. Aber wird ja leider nicht praktiziert obwohl ich das politisch korrekt finden würde. Hoffe mal auf dem Spieleplaneten darf ich meine Meinung sagen (hab ich ja grad getan) ohne dass ich gleich blöd angemacht werde. In Deutschland ist das ja normal so: Meinung sagen ist ja grad ein heikles Thema, aber wir sind ja unter uns. :that:
Wenn einer hier her kommt mit 10 Jahren und mit 12 schlägt er seinen Lehrer und mit 14 haut er seinen Kumpel krankenhausreif und mit 16 bedroht er jemand mit dem Messer, dann gehört der für mich dahin wo er herkommt. Aber leider ist es so, dass er dann mit 18 jemanden umbringt und dann im Knast gut versorgt wird und wer zahlt. Wir...

Zahl
19.09.10, 00:55:58
Muss am Namen liegen. Bei Hildesheim gibt es auch n Gronau, da war ich als Kind manchmal baden, und einmal hat irgend son Shicekind ins Becken gekackt. Danach wollte ich da nicht mehr hin.
In Freiburg gibts das nicht - weder Leute die ins Becken kacken, noch pöbelnde Aggropenner.

LyR
19.09.10, 10:35:48
@Manu16

Nicht umsonst geben laut einer Umfrage 56% der Deutschen Sarazins Aussage zum Thema Ausländer Recht..

SilberEisen
23.09.10, 18:08:18
Ich hab nichts allgemein gegen Ausländer aber bei manchen Leuten denk ich mir echt dass man sie einfach abschieben könnte.

Hoffe mal auf dem Spieleplaneten darf ich meine Meinung sagen (hab ich ja grad getan) ohne dass ich gleich blöd angemacht werde. In Deutschland ist das ja normal so: Meinung sagen ist ja grad ein heikles Thema, aber wir sind ja unter uns. :that:

Erstmal ganz unabhängig vom Thema...

Das Problem mit dem Meinung sagen ist halt, dass man damit die Meinung des Umfelds auch beeinflusst, insgesamt entsteht durch dieses Geraune eine Meinung in der Gesellschaft, die wenig mit Fakten zu tun hat.

Außerdem beleidigt so eine Meinung jedes Mal eine Gruppe von Menschen... manchmal muss das sicherlich sein, sollte aber vorher berücksichtigt werden...


Und jetzt zu der "Ausländerproblematik"

Wichtig! Im Folgenden, besonders im letzten Satz, muss ich pauschalisieren und überspitzen, um die Gedankengänge vermitteln zu können. Natürlich weiß ich, das manches in dem Text in Wirklichkeit viel differenzierter und weniger deutlich ist. Versteht die Thesen eher als: "Man könnte es manchmal auch so sehen..."
Manchmal ist das, was ich sage, auch etwas unangenehm, weil ich unserer Gesellschaft durchaus Vorwürfe mache. Ich hoffe es fühlt sich keiner angegriffen... ;-)

Ich komme von einem Jahr in Vietnam zurück. Ich kannte dort zirka 50 andere Freiwillige aus Deutschland, allesamt angehende Studenten, also durchaus die Bildungsoberschicht Deutschlands... von denen hat sich in dem Jahr kein einziger vernünftig integriert, nur wenige haben die Sprache auch nur halbwegs gelernt, alle sind hauptsächlich mit anderen Ausländern weggegangen, und wenn es Freundschaften mit Vietnamesen gab, dann nur, weil die auch Englisch sprachen. Vietnamesische Werte wurden überhaupt nicht übernommen. Trotzdem wurden wir Ausländer bewundert, uns wurde von vornherein ein sehr hoher Status eingeräumt, wir wurden gastfreundlich aufgenommen, unsere Sprachfetzen wurden gelobt und so weiter.

Jetzt kann man das ganze auf Deutschland übertragen...
Ausländer sind in Deutschland im Durchschnitt gewalttätiger als gebürtige Deutsche, alles andere wäre gelogen.
Aber warum?
Gene? Natürlich nicht. Dieses Argument wird komischerweise immer nur angeführt, um sich - arrogant - über die anderen zu heben. Etwa ein Drittel der Deutschen geht aufs Gymnasium, unter den Deutsch-Vietnamesen sind es 50%, und das trotz der massiven Zusatzherausferderung Fremdsprache. Sind die schlauer als wir? Wohl ebenso wenig...

Ich sehe die Ursache woanders...
Wer hier als Ausländer - ich nehme als Beispiel einfach einen Türken, obwohl das Stereotypen verstärkt - hier ankommt, dem widerfährt nicht das, was wir in Vietnam erfahren durften. Dessen Sprachkenntnisse werden nicht gelobt, sondern von vornherein wird sich darüber lustig gemacht und öffentlich empört.
Natürlich hat er einen geringeren Bildungshintergrund. Doch anstatt Bemühungen zu machen, das Problem zu beheben (bzw. ihn besonders zu fördern, schließlich steht er auch vor größeren Hindernissen) werden diese mangelnden Fähigkeiten (und seien wir mal ehrlich, das machen doch die meisten von uns, ich übrigens auch) in eine geringere Wertigkeit des Menschen übersetzt. Mit dem kann man sich ja nicht mal vernünftig unterhalten, mit dem will ich nicht befreundet sein. Die eigenen kulturellen Werte werden kaum geschätzt sondern es wird von vornherein jeder Punkt kritisiert, in dem nicht sofort eine vollständige Anpassung stattgefunden hat.
Türkische Großfamilie, hahaha... aber ist es nicht asozial, wie wir aus Karrieregeilheit und weil es nervig ist, die alten Menschen aus unserem Leben fernhalten, indem wir rechtzeitig (mit ca. 20) ausziehen und uns von unseren Eltern abkoppeln bevor sie zur Last werden könnten? Ist das nicht mindestens genauso diskriminierend, wie wenn man Frauen im Gegensatz zu Männern nicht nur (wie wir es tun) die Verhüllung des Oberkörpers sondern auch der Haare vorschreibt? Wer legt das fest und wer darf darüber urteilen?

Egal, zurück zum Thema, wer also hier ankommt, hat wohl sowieso schon keine gute Stellung und oft auch kein großes Selbstbewusstsein, den nauch er wird seine Stellung in der Gesellschaft fälschlicherweise auf seine Person projizieren, anstatt auf seinen Hintergrund. Täglich wird er also von der Gesellschaft gedemütigt und im Stich gelassen. Das passiert zum Großteil natürlich ohne jede Schuld, wir können uns ja nicht um jeden kümmern, und allein ein mitgehörtes Gespräch in schwierigerem Vokabular wird ihn demütigen, er weiß, dass er dieses Niveau in seiner zweiten Sprache so schnell nicht erreichen wird...

Wie also kann man in so einer Situation überleben? man baut sich eigene Domänen auf, Dinge in denen man gut ist, in denen man die sonst immer besseren hinter sich lassen kann und sich - ganz wichtig - Respekt und Achtung erarbeiten kann. Wie geht das ohne Bildung und ohne finanzielle Mittel?

1. Menschen mit den gleichen Problemen suchen und sich austauschen, womöglich endlich mal wieder in der eigenen Sprache, in der man sich gepfelgt ausdrücken kann. Reaktion unserer Gesellschaft? "Die wollen sich nicht integrieren, die hängen immer nur zusammen rum".

2. "Cool sein": Jugendsprache, eigene Ausdrucksformen und Nichtakzeptanz aller, die diese nicht übernehmen. Reaktion unserer Gesellschaft? "Die Hosen sehen aus, als häte jemand reingekackt", "Lans haben die Haare immer so schwul zur Seite gegelt", ... auch diese Domänen werden also wieder angegriffen. Lans, ich nenn sie einfach mal so, legen sehr viel mehr Wert auf ihre Frisur. Warum kann das nicht einfach mal geachtet werden anstatt gleich wieder lächerlich gemacht?

3. Gewalt... sicher nicht die beste Methode :-P aber vielleicht für viele die einzige. Hier kann man sich unter den sonst so arroganten Bourgeoisen Weichlingen (wie mir) endlich mal Aufmerksamkeit, Respekt und Einfluss verschaffen. Sicherlich als Weg nicht akzeptabel, aber mit den Alternativen sieht es auch nicht allzu rosig aus...



Zurück zu dem Vietnam-Vergleich... man könnte sagen, wir als Freiwillige pumpen in Vietnam Geld in die Wirtschaft, hier belasten die Immigranten den Sozialstaat. Ganz abgesehen davon, dass junge Immigranten (wenn des eines fernen Tages die Integration mal funktioniert) unser demographisches Problem lösen könnten, mal folgende Frage: Können sie denn was für ihren mangelnden Bildungshintergrund bei der Einreise? Sind sie uns, die wir halt von Geburt an wie die Maden im Speck leben, und es trotzdem nicht sein lassen können, sie auch noch zu geringschätzen, wirklich zu so viel Dank verpflichtet? Ist es nihct unsere Aufgabe, jeden der unsere Landesgrenzen überschreitet prinzipiell freundlich, hilfsbereit und achtungsvoll aufzunehmen?
Tun wir doch schon. Oder? Natürlich schlagen wir keinen und lachen keinen auf offener Straße aus. Doch gerade diese Neuankömmlinge brauchen besondere Unterstützung, besondere Wertschätzung und Respekt, denn was sie an Integration leisten, ist mehr als die meisten von uns emotional jemals leisten mussten. In Vietnam funktioniert das, auch dort mögen nicht alle Ausländer, auch dort wird manchmal über sie gelacht, aber prinzipiell fühlt man sich geschätzt und respektiert, nicht nur geduldet.
Formuliere ich es einfach mal krass: Wenn wir von Ausländern geschlagen werden, haben wir das als Individuum (in der Regel) nicht verdient. Aber wenn man diesen Schlag als Echo für die Verhaltensformen der Gesellschaft sieht, vielleicht ein bisschen schon...

Auch ich hasse es, mich ständig bedroht zu fühlen, die Individuen die uns schlagen sind natürlich Arschlöcher, keine Frage. Selbst Verständnis für die Gewalt kann man wohl nicht wirklich verlangen, schön wäre nur ein bisschen mehr Achtung und Wertschätzung für die (emotionale) Leistung derer, die ums Überleben und behaupten in dieser Gesellschaft kämpfen.

Kopfnicker
23.09.10, 18:29:02
Erstmal möcht icvh sagen, dass ich dir in fast allen punkten zustimmen kann. sich in die position eines immigranten hineinzuversetzen ist anstrengend und oft nicht möglich und wird daher meist nicht versucht. oft wird dann gesagt "wenn ich an seiner stelle wäre, hätte ich mich sofort super integriert"


allerdings erklärt dein Post meiner Meinung nach nicht vollständig wie es dazu kommt, dass wir mit asiatischen Immigranten nahezu keine Probleme haben, mit vielen Türken und auch einigen Russen allerdings schon. ich kann dabei nur wiedergeben, was ich immer sehe. wie du schon sagtest sind eine menge asiaten an den Gymnasien vertreten. Die meisten Türken hängen bei uns anner Hauptschule rum. DIe Asiaten sprechen dementsprechend oft viel besser Deutsch und sind auch meines Wissens noch nie sonderlich negativ aufgefallen. Klar bilden einige von denen auch diese typischen Clans die aufm Stadtfest rumlaufen und leute anpöbeln, wenn alle beteiligten einen intus haben aber da unterscheiden die sich nicht wirklich von den deutschen.

SilberEisen
23.09.10, 18:43:53
Ich kenne mich mit der türkischen Kultur nicht sonderlich gut aus, deshalb kann ich diesbezüglich nur was zu den Asiaten sagen... ich habe die Integration der Asiaten in Deutschland und die der Europäer in Asien gesehen und kann sagen: Die Asiaten sind zunächst mal ungeheuer fleißig und akzeptieren und achten Fleiß und akademische Leistungen viel mehr als wir das tun... "Streber" ist dort kein Schimpfwort...

Außerdem haben sie uns in Sachen Höflichkeit, Respekt, Konfliktscheuheit einfach verdammt viel voraus... Wenn man etwas gegen seinen Gegenüber hat, dann lässt man sich das nicht anmerken. Das nervt unheimlich, wenn man Probleme beheben will und Konflikte LÖSEN, aber es vermeidet unglaublich viele offene Auseinandersetzungen.

Auch gibt es viel weniger Arroganz als hier, das heißt, man geht nicht prinzipiell davon aus, dass man selbst so groß und wichtig ist. Dadurch fällt es vielleicht leichter, die ungerechtfertigten Vorwürfe der Mitmeneschen zu verarbeiten.

Vielleicht sind es diese Dinge, die sie auch den anderen Immigrantengruppen im Durchschnitt voraus haben...
Es wäre aber natürlich trotzdem fatal, zu sagen "Seht mal, ihr Asuländer, die Asiaten können es doch auch". Denn die Asiaten können es, aber ich glaube nicht, dass wir es könnten (ich zumindest nicht), deshalb steht uns dieses Urteil kaum zu...

Zahl
23.09.10, 19:02:43
@Silbereisen: Sicherlich hast du da vollkommen recht, und du hast das auch sehr gut und ausführlich beschrieben, aber es bleibt doch am Ende genau bei dem, was du angesprochen hast:
Ich als Individuum bin nicht dafür verantwortlich und zuständig, dass die Integration funktioniert. Der springende Punkt ist die Bildung, sowie dass man den Immigranten das Gefühl gibt, geachtet zu werden.
Letzhin habe ich eine Doku gesehen über eine Schule, in denen die Lehrer alle zweisprachig (türkisch) sind, und es gibt ein Unterrichtsfach, bei dem alle Kinder Unterschiede zwischen der deutschen und türkischen Sprache lernen. Wenn dann plötzlich mal das türkische Kind etwas beantworten kann, was die deutschen nicht wissen, ist das natürlich eine enorme Selbstwersteigerung für einen türkischen Schüler.
Aber können wir das flächendeckend umsetzen? Das ist EINE Musterschule, was würde es bitte kosten, in jeder Grundschule zweisprachige Lehrer einzustellen?
Wenn wir das nicht schaffen, muss die Einwanderungspolitik geändert werden. Weniger Ausländer rein, und vor allem besser verteilen. Es gibt einige wenige Städte, in denen es ganze "Türkenviertel" gibt, mitsamt genannten sozialen Problemen zwischen Deutschen und Türken. Aber erstmal alles reinwinken und dann völlig überfordert sein, ist Schwachsinn.
Hier in Freiburg gibt es z.B. nur wenige Türken, und absolut keine Probleme. Die werden eben bei der Einwanderung ins kalte Wasser gestoßen, weil es gar nicht genug Türken gibt, um hier unter sich zu bleiben. Hier trifft man die ganz normal in der Stadt, zusammen mit Deutschen wird in Kneipen gegangen und Spaß gehabt.

Die Frage ist, wieso haben wir uns eigentlich diesen ganzen Multikulti-Kram auf die Fahne geschrieben? Meiner Meinung nach war das eine Überreaktion nach dem 2. Weltkrieg. Bisher sieht es doch noch so aus, dass man einfach mal kurz sagen muss, man würde in seinem Land politisch oder religiös verfolgt, schon hat man ne Freikarte nach Deutschland.
Aber vernünftig regeln will das die Politik auch nicht. Zu heikles Thema. Der einzige Kontrast sind dann die ganzen Parteien, die am rechten Rand einzuordnen sind. Das ist dann das andere Extrem, was auch keiner will.

SilberEisen
23.09.10, 19:35:42
Ich stimme dir prinzipiell zu... im Moment besteht eine Diskrepanz zwischen der Zahl der Immigranten und dem Aufwand, der betrieben wird, um sie zu integrieren. In meiner Provinz in Vietnam gab es 4 Ausländer unter 1,2 Millionen Vietnamesen, das erleichtert die Sache...
Trotzdem fände ich es schade, wenn man letztendlich die Zahlen herunterschrauben würde und nicht die Bemühungen hoch... Denn auch wir könnten enorm profitieren, würden vielleicht etwas weniger selbstfixiert und würden die Interessen der eigenen Familie höher achten...


Die Schule die du erwähnst, ist ein guter Ansatz, geht aber wieder von der Annahme aus "die müssen sich ändern, nicht wir". Wieviele von uns lernen in der Schule französisch, wie viele Latein - und wie viele brauchen es später?
Warum wird nicht türkisch viel mehr als Fremdsprache angeboten? Natürlich nicht in dem Ausmaß, wie es französich etc ist, aber wie oft begegnen wir Franzosen, und wie oft Türken?
Das wäre ein Feld, wo wir fürs tägliche Leben unheimlich viel lernen könnten... Und ein enormes Zeichen von Respekt und entgegenkommen. Kein Türke, der dich bedroht und dem du auf türkisch deeskalierend antwortest, wird dich schlagen :-)
Und wie viel besser würde Integrationsarbeit funktionieren, wenn die Beauftragten sich mehr auf türkisch mit den Menschen unterhalten könnten? Also auch berufliche Perspektiven gäbe es für türkischssprachige Deutsche (abgesehen vom Arbeiten in der Türkei...).

Die Sprache ist vielleicht kein gutes Beispiel, weil es ein zu weitreichender Schritt ist. Extra eine Sprache zu lernen ist an Entgegenkommen natürlich zu viel verlangt, aber das Prinzip bleibt: Nicht nur die müssen sich ändern, auch wir.

Warum wir? Wir nehmen sie doch schon auf, die profitieren doch von dem Wohlstand den wir uns erarbeitet haben, jetzt geben wir Almosen und sollen dafür auch noch eine Sprache lernen?
Der Wohlstand ist sicher nicht unser eigener Verdienst, vielmehr war es eben Glück in einer reichen Gesellschaft geboren zu sein. Ebenso war es Pech in einer Gesellschaft geboren zu sein, deren Vorfahren den 2. Weltkrieg verschuldet haben. Vom Wohlstand profitieren wir, die Kriegsverantwortung müssen auch wir noch ein bisschen (wenn auch kaum spürbar) abbezahlen...
Und selbst wer das anders sieht, und abgesehen von jeder Integrationspolitik: Sobald jemand in unser Land einreist, ist er Teil der Gesellschaft und hat ein Recht auf Achtung und Würde des Menschen.

Kopfnicker
23.09.10, 19:39:24
Die Frage ist, wieso haben wir uns eigentlich diesen ganzen Multikulti-Kram auf die Fahne geschrieben? Meiner Meinung nach war das eine Überreaktion nach dem 2. Weltkrieg. Bisher sieht es doch noch so aus, dass man einfach mal kurz sagen muss, man würde in seinem Land politisch oder religiös verfolgt, schon hat man ne Freikarte nach Deutschland.

Eine Mischung aus vielerlei Faktoren hat dazu geführt.

Dazu gehört, das die Grünen erstmals an der Regierung waren und erstmal die Welt besser machen wollten und es nicht gewohnt waren die Folgen und Nebenwirkungen von Sozialromantik ausbüßen zu müssen. Zweitens war der kalte Kreig vorbei und das WTC stand noch. Uns ging es prima, die Mauer war weg die Spaßgesellschaft entstand und Deutschland hat fröhlich mit Konfetti geschmissen.

Ja, das ist natürlich überspitzt aber ich stelle Sachen gerne plakativ dar. Macht Spass und ihr seit ja alle schlau genug um euch meine Aussagen mit Abstand anzugucken :P